EDITORIAL DESIGN BUCH – Was ist denn da deine Arbeit?

Ich werde immer wieder gefragt, was denn nun meine Arbeit beinhaltet, wenn ich ein Buch gestalte. Und die meisten können sich nichts darunter vorstellen. Noch weniger, dass es eine Menge Erfahrung und Zeit bedarf, was die Auswahl von Schriften und die Beschäftigung damit, welches die beste Schriftgröße für sämtliche Texte, Überschriften, Bildunterschriften etc. ist.

Dieses Buch wird im Selfpublishing vertrieben und ursprünglich wollte die Autorin Walpurgis Schwarzlmüller das Buch selbst layouten. Das denken sich so einige Autoren. Leider sehen die Bücher dann oftmals unprofessionell aus, lassen sich schlecht lesen und auch schwerer verkaufen oder ernten später schlechte Kritiken. Hier wird am falschen Ende gespart. Glücklicherweise kam Walpurgis dann doch auf mich zu und ich legte los.

 

Das ist mein Job bei der Buchgestaltung und Satz

Das Manuskript war bereits gut strukturiert und zu jedem Kapitel eine Auswahl an Fotos zusammengestellt. Es gab bereits klare Vorstellungen von ihr, wie das Buch hinterher aussehen sollte. Hört sich erst mal gut an. Und jetzt denkst du, dann ist es nicht mehr viel Arbeit für die Grafik umzusetzen. Äh, nee, das ist aber nicht so. Es ist nur ein Gerüst und Wegweiser für mich.

Ganz wichtig für meine Arbeit ist meine Kunden zu verstehen und mich in deren Anliegen hinein zu versetzten. Empathie ist eine wichtige Eigenschaft, die mir zum Glück gegeben ist. (Sagt mein Horoskop und auch meine Kunden.) Wer ist mein Kunde/in und was will mein Kunde/in mit dem Buch bewirken. Darauf beruht dann meine ganze Arbeit.

 

Meine Arbeit bestand darin, dem Ganzen eine Form zu geben:

 

  • Eine Typografie die zu der Autor/in und zu ihrem Thema passt.
  • Eine Typografie, die den Fotos Raum lässt zu wirken. Somit nicht zu aufdringlich ist.
  • Die Fotos sollten in diesem Buch direkt neben dem bezugnehmenden Text stehen. Nicht immer leicht umzusetzen.
  • Gleichzeitig wollten wir die Bilder möglichst groß abbilden, damit sie wirken können.
  • Die Seitenzahl war von Anfang an mit 100 Seiten fix.
  • Bei der Buchgröße hatte ich noch mal eine beratende Funktion, sie war bereits eng gesteckt.

 

 

Und nun geht es erst richtig los. Das Format war in diesem Fall schon vorgegeben. Ich brauchte also "nur" das Dokument entsprechend anlegen. Hier muss ich die Vorgaben der Druckerei beachten. Eine gute Aufteilung finden von den Randverhältnissen zueinander. Ein Konzept überlegen wie ich die Fotos präsentieren möchte. Also in welcher Größe und wo platzieren, ganzseitig, halbseitig, Randabfallend oder im Satzspiegel integriert? Der Satzspiegel ist der Bereich, in dem ich die Texte und Bilder setze, mit einem von mir bestimmten Rand zur Seite. Wenn das steht, dann geht es mit der Typografie also den Schriften los.

 

Welche Typografie soll es werden?

Hast du dich schon mal gefragt, warum sich das eine Buch gut lesen lässt und das andere Buch etwas mühsam? Warum du zu dem einem Buch greifst, zum anderen nicht obwohl es das selbe Thema hat? Das kann an der Schrift liegen.

Eines meiner wichtigsten Aufgaben – die Auswahl und Größe der Typografie!
Was braucht das Buch an verschiedenen Schriften und Schriftgrößen? Welche Schrift passt zu diesem Thema? Welche Stimmung und Emotion soll erzeugt werden? Was passt zum Autor/zur Autorin?

Um eine leserfreundliche Struktur zu bekommen, braucht ein Buch klar wahrzunehmende unterschiedliche Schriftgrößen für verschiedenartige Überschriften. Diese dürfen auch von unterschiedlicher Typografie sein.
In diesem Buch habe ich folgende Untergliederungen mit unterschiedlichen Schriftgrößen erstellt: Kapitelbezeichnung, Kapitelüberschriften, Zwischenüberschriften für die einzeln beschriebenen Orte, Anreißer für die Anleitungen der Übungen (zum Mitmachen), Zitate, Lesetext und Bildunterschriften.

Was mir ebenfalls zur Orientierung beim Lesen wichtig war, ist auf jeder Buchseite das Kapitel zu benennen, in welchem man sich beim Lesen oder blättern befindet. Walpurgis war begeistert davon, weil sie genau dieses so oft bei Büchern vermisst.
Wunderbar, wenn man dem Kunde sein unausgesprochenes Bedürfnis erfüllt. Ich habe das in diesem Buch so gelöst, dass ich die Kapitelüberschrift in kleiner Größe direkt neben jeder Seitenzahl geschrieben habe.

Bilder richtig in Scene setzen

Ein Buch (außer Belletristik) lebt von seinen Bildern, sie ziehen uns in ihren Bann, sind lebendig, erklären, lassen träumen oder verstehen. Es ist das Erste was wir wahrnehmen, wenn wir ein Buch das erste Mal durchblättern. Deshalb ist es wichtig sich über die Auswahl und Anordnung genauste Gedanken zu machen.
 
Was geht und was geht nicht?
In dem gezeigten Buch, welches ich gestaltet habe, hätte ich sehr gerne einige Fotos auf eine Doppelseite gezogen. Bei einigen landschaftlich besonders interessanten Fotos, wäre das auch für den Leser ein Highlight und großes Vergnügen gewesen. Leider, wie so oft in meinem Beruf, haben Kunden ihr finanzielles Limit, über das sie nicht schreiten können – selbst, wenn sie wollten. Für mich heißt das: die bestmöglichste Lösung kreieren.
 
Was für Fotos stehen zur Verfügung und wie ist die Qualität?
Fotos geben Eindruck, faszinieren, bilden Situationen ab, laden zum Träumen ein – sind ein wichtiger gestalterischer Part für das visuelle Erleben in einem Buch. Die in diesem Buch verwendeten Fotos sind nahezu alle von der Autorin selbst fotografiert. Keine Stockfotos oder – mit geringen Ausnahmen – von Photografen:in fotografiert. Sie können sich denken, dass diese nicht immer gut von der Belichtung oder Auflösung gewesen sind. Alle 104 Fotos habe ich entsprechend bearbeitet und das Beste rausgeholt. Selbst Walpurgis war freudig überrascht, wie gut und ausdrucksstark die Fotos jetzt sind.

das fertig Buch

Ich liebe meinen Beruf vor allem deshalb – weil ich am Ende etwas in der Hand habe, was ich zu etwas Greifbarem gemacht habe! Vorher waren es viele Buchstaben, Wörter, Bilder ... aber jetzt ist es ein Ganzes mit Wert!

Das Buch von Walpurgis Schwarzlmüller ist fertig, liegt vor mir, nach vielen Arbeitsstunden und Hürden. Und genau diese intensive Auseinandersetzung mit der Autorin, mit dem Thema, mit der Umsetzung, mit Problemen weil die Kundin nicht die professionellen Programme nutzt mit denen eine gute Zusammenarbeit garantiert ist, … genau deshalb ist es um so schöner dann ein gelungenes Buch in der Hand zu halten.

Herausgekommen ist ein sehr schönes Buch mit spannenden und bewegenden Inhalten. Es macht Lust die vielen Bilder anzusehen, besondere Orte zu entdecken und im Buch zu lesen. Durch das Hardcover hat es eine lange Lebensdauer und kann immer wieder für Inspirationen zu Wanderungen am Untersberg in die Hand genommen werden.
 
Meine Arbeit sehe ich als gelungen, wenn …
• ich ein ästhetisch ansprechendes Produkt geschaffen habe.
• das Buch für das Auge leicht zu lesen ist.
• das Buch für das Gehirn übersichtlich und gut strukturiert ist.
• die lesende Person mit Interesse und Vergnügen ließt.
• das Buch auf haptisch tollem Papier gedruckt ist.
• das Cover neugierig macht.
• UND VOR ALLEM wenn meine Kunden glücklich sind.

 

BUCHTITEL: "Kraftplatzwanderung – Angstfrei und lebensfroh am Untersberg und anderswo"
AUTORIN: Walpurgis Schwarzlmüller

 

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